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Kirche Chile, Bild: Alex Lavado

Wie „aufersteht“ Kirche

6. Mai 2020

Die Auswirkungen der Pandemie, latente soziale Unruhen, geschlossene Kirchen und Nothilfe-Aktionen prägen den Alltag der Methodistenkirche in Chile. In diesen unruhigen Tagen hat die Kirchenleitung innegehalten und nachgedacht: Wie leben wir in und trotz (unserer) Angst jetzt die Auferstehungshoffnung? Und welche Kirche soll nach der Pandemie „auferstehen“?

Jesus hat nach Ostern den Zugang zu Menschen gefunden, die bestürzt waren, nicht weiter wussten und sich verängstigt in ihren Häusern eingeschlossen haben. Gerade ihnen gilt der Ruf: Friede sei mit euch. Jesus lebt, er ist auferstanden. Dies sei nicht nur ein historisches Geschehen, betont Jorge Merino Riffo in seiner Bischofsbotschaft kurz nach Ostern, sondern ein Zuspruch und ein Aufruf: „Stehen wir auf und beginnen wir neu als Gemeinden zu leben: mit offenem Sinn, Herzen, Händen und Türen, um in dieser Krise Zeugen vom Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit zu sein.“

In den Häusern und auf der Strasse

In den letzten Wochen ist die Kirche ganz nahe zu den Menschen gekommen: in die Häuser. Dort finden persönliche Andachten, Gebet, Bibelstudium und Familiengottesdienste statt. Mit den sozialen Netzwerken wurden neue Formen entdeckt, auch über grosse Distanzen in Verbindung zu bleiben. Eine Herausforderung für die Methodisten sei es, so Jorge Merino Riffo, nicht zu vergessen, dass unser Glaube übersetzt werden soll, indem wir den Bedürftigen helfen. „Der Herr hat uns in dieser Zeit aus unsern Gebäuden herausgeholt, um an zwei Orten zu sein, wo Kirche immer sein sollte: in der Intimität des eigenen Zuhause und auf der Strasse, den Plätzen, in der Öffentlichkeit, mitfühlend mit den Bedürftigen.“

Für Migranten und Kranke da sein

Seit Oktober gibt es in Chile heftige, landesweite Proteste und Demonstrationen. Diese richten sich gegen die krasse Ungleichheit in der Gesellschaft und die völlig ungenügenden sozialen Dienstleistungen. Diese Krise wird sich voraussichtlich verschärfen. Methodistinnen und Methodisten sind aufgerufen, sich jetzt und in Zukunft für die Schwächsten einzusetzen: für Arbeitslose, ältere Menschen, Migrantinnen und Migranten. Schon jetzt gibt es viele Initiativen: ein Kirchengebäude ist Lagerraum für Not-Pakete. Eine andere Gemeinde stellt Masken für das lokale Spital her. Über 100 Migrantenfamilien, die es besonders schwer haben, bekommen Nothilfe-Unterstützung. Für sie, „unsere Schwestern und Brüder Migranten“, werden auf Facebook übersetzte Informationen zum Coronavirus publiziert. Besonders gefordert ist die methodistische Gesundheitsklinik in Temuco, einer stark betroffenen Region. Sie nimmt Patienten auf, doch zwei Teams betreuen auch kranke und bedürftige Menschen zuhause. In der sonst geschlossenen Kirche stärkt sich das Personal unter strengen Hygienevorschriften mit Andachten und dem Abendmahl. Um nachher für die Menschen da zu sein.

Connexio, das Netzwerk für Mission und Diakonie der Evangelisch-methodistischen Kirche unterstützt die Methodistenkirche in Chile seit Jahren mit einem Projektbeitrag.

Bischofsbotschaft der chilenischen Methodistenkirche

Text: Nicole Gutknecht, Connexio / Bild: Alex Lavado