Der grossen Not mit vereinten Kräften begegnen
25. März 2022
Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine nimmt weiter zu. Die Methodist:innen in den angrenzenden Ländern arbeiten koordiniert und strukturiert. Die Herausforderungen sind jedoch sehr gross. Die Kräfte sind begrenzt.
Seit die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine gekommen sind, haben Methodist:innen in den angrenzenden Ländern Hilfsangebote aufzubauen begonnen. Sie bieten den Flüchtenden mindestens für eine kurze Zeit Orte, an denen sie ausruhen und reden, Kleider, zu essen und medizinische Versorgung erhalten.
Unvermindert hohe Hilfsbereitschaft
Die Hilfsbereitschaft ist gross. «Die Lager an der Grenze sind voll mit Spenden und die NGOs sind sehr aktiv. Viele Menschen öffnen ihre Häuser, gehen zu den Bahnhöfen, bewerben sich als Freiwillige, spenden Lebensmittel oder andere Materialien, nehmen Flüchtlinge mit dem Auto auf«, schildert Milán Mutschler die Situation in Ungarn. Er koordiniert dort die Hilfsaktionen der Methodistenkirche für die Flüchtlinge.
Verlässlicher Partner
Damit die Flüchtlinge die Hilfe erhalten können, die sie benötigen, ist Zusammenarbeit wichtig. In den Ländern, die direkt oder indirekt an die Ukraine angrenzen, seien die politischen Behörden sehr aktiv, schreibt Urs Schweizer, Assistent von Bischof Patrick Streiff, in einem Bericht am 22. März, in dem er einen Überblick über die Hilfsaktionen der Methodist:innen gibt. In einigen Ländern gelte die Methodistenkirche seit längerem als verlässlicher Partner. In anderen machten die Behörden nun diese Beobachtung. Deshalb zeige sich vielerorts die Bereitschaft von Seiten der Behörden, in der Bewältigung der Not zusammenzuarbeiten. Beispielsweise laufen laut Schweizer in Pilsen (Tschechien) Gespräche über die Einrichtung einer Kindergruppe für ukrainische Kinder. Auch in Bulgarien wird über die Einrichtung von Zentren für ukrainische Kinder nachgedacht. Zudem gibt es in verschiedenen Ländern auch eine Zusammenarbeit in den Bereichen Essensversorgung (Lebensmittelbank) sowie Sprachkurse für Kinder und Erwachsene.
Näher zusammengerückt
In Rumänien arbeiten die Methodist:innen mit anderen nichtstaatlichen Organisationen zusammen, etwa um sichere Unterkünfte für die Flüchtlinge zu finden. Ausserdem versorgen sie in Zusammenarbeit mit Restaurants in der Umgebung die Flüchtlinge mit Mahlzeiten. Auch die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen hat sich durch die Situation verändert. «Wir können uns heute mutig gegenseitig fragen – und die Türen öffnen sich», schildert etwa der methodistische Pfarrer Bence Vigh die Situation in Ungarn.
Sichere Unterkünfte
Die Hilfsaktionen der Methodist:innen haben laut Schweizer vier Schwerpunkte: An vielen Orten bieten oder organisieren Methodist:innen Unterkünfte für die Flüchtlinge. In Cluj-Napoca (Rumänien) etwa können jeweils 20 bis 30 Personen aufgenommen werden. Die Methodist:innen unterstützen hier auch jene, die längerfristig bleiben wollen, bei der Suche nach einer dauerhaften Unterkunft. «In den letzten drei Wochen wurden so etwa 70 Menschen in Cluj-Napoca untergebracht», schreibt Schweizer.
Lebensmittel
Die Flüchtlinge mit Mahlzeiten und Lebensmitteln zu versorgen ist ein weiterer Schwerpunkt der Hilfe, die die Methodist:innen bringen. «Dort, wo Flüchtlinge untergebracht sind, erhalten sie auch Mahlzeiten von den örtlichen Kirchen oder von Kirchenmitgliedern.»
Kleidung
Ausserdem erhalten die Flüchtlinge Kleidung und Schuhe: Diese würden entweder vor Ort gekauft oder aus dem Umfeld der methodistischen Gemeinden gespendet. «Bisher waren die Ortsgemeinden in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien zurückhaltend, Lastwagen mit gebrauchten Kleidern und Schuhen aus Westeuropa entgegenzunehmen, solange alles in den jeweiligen Ländern gekauft werden kann oder von Einheimischen gespendet wird», schreibt Schweizer. Anders allerdings sei die Lage in der Ukraine selbst, da dort bereits viele Waren nicht mehr erhältlich seien.
Hilfstransporte
Dies ist denn auch eine vierte Weise, wie Methodist:innen Hilfe leisten: Aus Tschechien, Polen, der Slowakei, Ungarn und Rumänien sind bereits mehrfach Personen mit Hilfsgütern in die Ukraine gefahren. Dabei kommen langjährige Beziehungen zwischen Methodist:innen in diesen Ländern und jenen in der Ukraine zum Tragen.
Freiwillige Helfer:innen
«Diese Arbeit ist nur möglich durch die engagierte Arbeit von lokalen Kirchenmitgliedern und Fachleuten, die bereit sind, ihre Freizeit für diese Sache zu opfern», zitiert Schweizer in seinem Bericht aus einem Rundschreiben aus Tschechien. Wenn Flüchtlinge nur für eine sehr kurze Zeit bleiben, sei eine hohes Mass an Flexibilität seitens der Helfer:innen erforderlich, schreibt Schweizer. «Und die Freiwilligen arbeiten hart, wenn es um die Zubereitung von Mahlzeiten, das Waschen der Wäsche usw. geht.»
Begrenzte Kräfte
«Die Helferinnen und Helfer sind kommen manchmal an ihre Grenzen», sagt Sarah Putman. Sie koordiniert die Hilfsaktionen der Methodistenkirche in Rumänien. «Wir müssen uns an die neuen ‹normalen› Arbeitszeiten, den Zeitplan, die Bedürfnisse und die Priorität der Hilfe für unsere neuen Freunde gewöhnen und gleichzeitig andere Aktivitäten der Kirchgemeinden aufrechterhalten.»
Sichere Orte schaffen
Die Menschen, die kommen und gehen, sind sehr unterschiedlich. Ihnen die notwendige Unterstützung auf ihrem Weg zu geben, bleibt eine grosse Herausforderung. «Was all diese Menschen gemeinsam haben, ist die Sehnsucht nach einem sicheren Ort», schreibt Schweizer, «die Sehnsucht nach Sicherheit, Frieden, einer hoffnungsvollen Zukunft – und in vielen Fällen die Angst um die noch in der Ukraine lebenden Familienangehörigen.»
Die Sorge um die Angehörigen können die Methodist:innen ihnen nicht nehmen. Doch dass sie sichere Orte finden – wenigstens für einen kurzen Moment –, dafür setzen sie sich ein.
Text: S.F. / Urs Schweizer, Assistent des Bischofs // Beitragsbilder: Sprachkurse, Unterbringung von Flüchtlingen, Mahlzeiten sowie Hilfstransporte: wichtige Aspekte methodistischer Hilfe. (Bilder: zVg)
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